Die orthomolekulare Medizin oder Orthomolekularmedizin (altgr. ὀρθός orthós ‚richtig‘ und molekular) ist eine maßgeblich von Linus Pauling beeinflusste alternativmedizinische Methode.
Im Mittelpunkt steht die – teilweise hochdosierte – Verwendung von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Fettsäuren zur Vermeidung und Behandlung von Krankheiten.
Aus Sicht der orthomolekularen Medizin führe ein biochemisches Ungleichgewicht im Körper zu Krankheiten - dieses Ungleichgewicht könne durch
Nahrungsergänzungsmitteln ausgeglichen werden.
Die Brockhaus Enzyklopädie definierte die orthomolekulare Medizin als
„die Erhaltung guter Gesundheit und Behandlung von Krankheiten durch die Veränderung der Konzentrationen von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden und für die Gesundheit erforderlich sind.“
Eine Definition gleichen Inhalts verwendeten Ewan Cameron und Linus Pauling bereits 1973 in einem gemeinsamen Artikel über den vermuteten Nutzen von Vitamin C in der therapeutischen Kontrolle von Krebserkrankungen und anderen Zellteilungsstörungen.
Ausgangspunkt der orthomolekularen Lehre ist die kontrovers diskutierte These, dass es heutzutage kaum noch möglich sei, sich über ausgewogene Ernährung ausreichend mit so genannten Vitalstoffen zu versorgen, weil die Lebensmittel aufgrund von unnatürlicher Züchtung, Transport, Lagerung und Zubereitung nur noch einen Bruchteil der ursprünglich vorhandenen Stoffe enthielten. Dies führe zu chronischem Mangel beim überwiegenden Teil der Bevölkerung - daher sei eine Zuführung dieser Vitalstoffe über Nahrungsergänzungsmittel notwendig.
Die meisten Vitalstoffe werden in der orthomolekularen Medizin beträchtlich höher dosiert als von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen. Laut den Befürwortern der orthomolekularen Ernährung gibt es unter anderem Erfolge bei der Behandlung von zahlreichen Krebserkrankungen und Neurodermitis.

In seinem 1970 veröffentlichten Buch Vitamin C and the Common Cold (Titel der deutschsprachigen Ausgabe: Vitamin C und der Schnupfen) behauptet Pauling, dass die tägliche Einnahme von 1000 mg Vitamin C die Inzidenzrate für Erkältungen für die meisten Menschen um 45 % reduziert. Einige bräuchten aber viel größere Mengen. Die Überarbeitung des Buches aus dem Jahr 1976, Vitamin C, the Common Cold and the Flu, propagiert noch höhere Dosierungen. Ein drittes, 1979 veröffentlichtes Buch behauptet, dass hohe Dosierungen von Vitamin C gegen Krebs wirksam sein könnten. Ein Flyer, der 1991 vom Linus Pauling Institute verbreitet wurde, empfahl als Tagesdosis 6000 bis 18000 mg Vitamin C, 400 bis 1600 IE Vitamin E und 25000 IE Vitamin A sowie verschiedene andere Vitamine und Mineralien. Pauling selbst will täglich 12000 mg Vitamin C eingenommen haben. Bei Symptomen einer Erkältung will er die Tagesdosis auf 40000 mg erhöht haben.
Ein weiterer Wegbereiter der Orthomolekularen Medizin war der kanadische Chemiker und Psychiater Abram Hoffer. 1967 gründete er das „Journal of Schizophrenia“, was später umbenannt wurde zum „Journal of Orthomolecular Medicine“.
Begriff Megavitamintherapie
Unter Megavitamintherapie versteht man die Anwendung von Vitaminen in Dosen, die um ein Vielfaches (oft 100- bis 1000-fach) höher liegen als der physiologische Bedarf, der die Grundlage für die empfohlene Tagesdosis bildet.
Der Begriff stammt ursprünglich aus der orthomolekularen Psychiatrie, wo solche Megadosen an
zur Behandlung von zum Beispiel Schizophrenie, Depressionen, Neurosen, Autismus und Hyperkinese propagiert werden.
Einige Psychiater begannen während der 1950er-Jahre, hochdosierte Nährstoffe – ursprünglich nur Nicotinsäure – in die Behandlung schwerer psychischer Probleme einzuführen.
Später wurde die Anwendung von Megadosen auch auf nichtpsychiatrische Krankheitsbilder und andere Vitalstoffe ausgedehnt.
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